Er ist aus der Rübe nicht wegzudenken, geht jetzt aber trotzdem in den Ruhestand: Harald “Harry” Hackbusch. Am Samstag, 22. Juni 2013, fand ihm zu Ehren eine Überraschungsparty statt, zu der viele Rübenkinder, -eltern, -mitarbeiter, Freunde und Ehemalige zur Alten Schule gekommen waren. Mit guten Worten, einem Gute-Wünsche-Buch, Gesang und Tanz wurde Harry gedankt und ausgiebig gefeiert. Es war ein tolles Fest! Ein Dankeschön geht an die Organisatoren, Helfer, Musiker (und die Kastanie — für Schutz vor Regen).
Auch die LZ hat über Harrys anstehenden Ruhestand berichtet – hier das Portrait:
“(emi) Lüneburg. Er ist seit 15 Jahren in der Kindertagesstätte „Die Rübe“ in Oedeme tätig und einer der wenigen Männer, die diesen Beruf ausüben: Erzieher Harald Hackbusch. Der 65-Jährige, den alle nur „Harry“ nennen, verabschiedet sich am 12. Juli in den Ruhestand – mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich freue mich, dass ich aufhören darf“, sagt er und seufzt gleich hinterher, „aber was soll ich denn machen ohne die Kinder?“
Dass Harald Hackbusch Erzieher werden würde, war eigentlich nicht geplant. Vor 40 Jahren habe seine Freundin entschieden, dass sie in die Sozialarbeit gehen wolle. „Da sagte ich: Ich komm mit!“ Erst viel später sei ihm bewusst geworden, dass der Beruf viel mit seinem eigenen Leben zu tun habe. Hackbusch drückt das so aus: „Unsere Geschichte bringt uns dazu, etwas zu erledigen.“ Er habe als Junge wegen einer Körperbehinderung nicht viel herumtoben können.
Seine „unerledigte Kindheit“ holt er jetzt mit den Rübe-Kindern nach, will ihnen Dinge ermöglichen, die er früher vermisst hat. „Ich klettere mit ihnen, schlage Purzelbäume und singe viel, denn durch Körperbewegungen wird viel angeregt, Spannungen lösen sich, die Kinder bauen Aggressionen ab.“
Wie ist das, wenn man als Mann in einer vermeintlichen Frauendomäne arbeitet? „Zwischendurch kommt immer mal wieder die Frage: Warum machst du das?“, sagt Hackbusch. „Aber jetzt weiß ich, dass es etwas mit mir selbst zu tun hat.“ Ob die jungen Männer, die sich heute zum Erzieher ausbilden lassen, den Beruf dauerhaft ausüben werden, ist für den 65-Jährigen „fraglich“, denn er sei weder bei Frauen noch bei Männern anerkannt, vor allem die Bezahlung sei nicht gut.
Dabei sei es doch so wichtig, dass vor allem die Jungen durch männliche Erzieher auch einmal ihre „grobe Seite“ kennenlernen und aushalten. „Männer treten auch mal kräftig gegen den Ball, heben die Kinder auf die Schultern, das macht kaum eine Kollegin.“ Hackbusch ist wichtig, beides zu vermitteln, hart und zart. Die Jungen und Mädchen schubsen und treten im Spiel auch mal. Sie sollen aber lernen, sich danach wieder zu vertragen und sich gegenseitig zu trösten. Dazu möchte er die Kinder anregen. Fußballer sind für „Harry“ keine Vorbilder für Kinder: „Die machen vieles absichtlich, lassen sich fallen, spucken und trösten den Gegner nicht. Das finde ich das falsche Signal.“
Was hat sich im Laufe seiner Zeit als Erzieher verändert? „Die Jungs von heute sind wilder, man erreicht sie nur mit erhöhtem Aufwand.“ Außerdem habe er den Eindruck, dass die Kinder heutzutage sehr eingespannt seien mit Reiten, Sportverein und damit, ein Instrument spielen zu lernen. Er selbst habe viel auf der Straße gespielt, das fehle den Kindern.
Sein Wunsch ist, dass seine Berufskollegen in Zukunft „mit den Eltern mehr reden und bei den Kindern mehr hinhören“. Was Hackbusch sich persönlich wünscht, weiß er dagegen noch nicht so genau. Er freue sich jetzt erst einmal aufs Fahrradfahren, am liebsten mit seiner Frau Ursula. Außerdem werde er wohl in Zukunft mehr im Garten helfen müssen. Und die weiteren Pläne? Hackbusch winkt ab. „Ich bin immer einfach losgegangen.“
(Textveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Landeszeitung)